Indiana Jones' jüngstes, bzw. ältestes Abenteuer arbeitet sich weiter wie ein älterer Herr am Stock – langsam, aber entschlossen und jederzeit für Wortgefechte bereit – durch die Kinos und hat diese Woche die 300-Millionen-Dollar-Marke durchbrochen. Womit der Film ein Megahit wäre, wenn es keine Inflation gäbe und er für das Budget von Jäger des verlorenen Schatzes (18 Millionen), Tempel des Todes (28 Millionen) oder Der letzte Kreuzzug (48 Millionen) gedreht worden wäre.
Aber hätte, hätte, Panzerkette: Er hat halt um die 300 Millionen Dollar gekostet, womit zwischen 300 und 450 Millionen fehlen, um in die schwarzen Zahlen zu kommen (je nachdem, wieviel von den Einnahmen bei den Kinos bleiben und was Vermarktung und Vertrieb gekostet haben). Gut also, dass keine anderen potentiellen Blockbuster in die Kinos strömen, um Indy von den Leinwänden der Welt zu vertreiben (#Barbenheimer).
Wie es Indy ins Kino geschafft hat, hat Lucasfilm gestern zum Thema eines neuen Making-of-Featurettes gemacht, in dem es u.a. um die Verjüngung von Harrison Ford und die Herangehensweise von Regisseur James Mangold geht:
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"Gut also, dass keine anderen potentiellen Blockbuster in die Kinos strömen, um Indy von den Leinwänden der Welt zu vertreiben (#Barbenheimer)."
Indy wurde bereits von vielen Leinwänden vertrieben. Abgesehen vom anstehenden Double Feature "Barbie" und "Oppenheimer" läuft seit vergangener Woche "Mission: Impossible - Dead Reckoning Part One", der zwar ebenfalls etwas hinter den Erwartungen zurück bleibt wie nahezu alle 2023 Blockbuster (außer Super Mario), aber nach dem ersten Wochenende mit weltweit $234 Mio. schon fast an Indy dran ist. Ich hab beide Filme im Kino gesehen und auch aus verschiedenen Gründen gemocht, aber MI wird langfristig besser laufen. Er ist Klassenprimus in Sachen Action und wirklich bombastisch anzusehen. Die guten Kritiken sind mehr als gerechtfertigt. Der wird sich langfristiger halten, auch weil "Barbie" und "Oppenheimer" zwar Leinwände beanspruchen, aber ein anderes Publikum ansprechen. Indy wird in den nächsten Wochen immer mehr aus den Kinos verschwinden.
Mit ganz, ganz viel Glück kommt er am Ende seines Runs noch so gerade eben an die $400 Mio. weltweit ran, was aber trotzdem noch ein Minus von knapp $200 Mio. bedeuten dürfte. Der Film ist einfach zu teuer, das Publikum zu klein und der Startzeitpunkt schlecht gewählt. Im Dezember wäre er meiner Meinung nach immerhin noch auf $500 Mio. gekommen.
2023 war absolut kein gutes Kinojahr für Disney und den SAG/WGA Streik braucht man da nicht einmal zuzählen. Mit dem wird's richtig düster. Und wenn man sich anschaut, was sie noch so im Jahreskatalog haben, sehe ich da keine großen Hoffnungsträger mehr. Wird sich zeigen, was das für (negative) Auswirkungen das auf die Zukunft von Star Wars hat.
(zuletzt geändert am 18.07.2023 um 14:00 Uhr)
Ob ich bei Mutmaßungen über idealere Starttermine mitgehen würde, müsste ich eine Weile ergrübeln, aber unbestreitbar ist wohl, dass Indy 5 primär ein Ausgabenproblem hat. Die Einnahmen an den Kinokassen sind an sich völlig in Ordnung für das letzte Hurra eines alternden Helden, nur dreht man solche Filme halt normalerweise für 30 Millionen (Rocky Balboa) oder 100 Millionen (Logan), nicht für diese irren 300 Millionen, und dann holt man seine Kosten auch wieder rein. So muss sich ein absolut solider Film auf einem Niveau beweisen, für das er in Form und Geschichte und Struktur einfach nicht gemacht ist. Es ist kein Actionfeuerwerk und es ist nicht der große Abenteuerfilm des Jahres, sondern halt ein letzter Indy.
Aber mal schauen, vielleicht darf er ja in einigen kleineren Sälen dann doch noch ein paar Monate verharren und schafft zumindest noch die 400er-Marke.
Sawru In
Redakteur
Ich finde, der größte Fehler war es, Indy in Cannes zu zeigen. Die schlechte Kritik (gerechtfertigt oder nicht) haben sich wie ein Lauffeuer verbreitet und niemand hatte mehr Lust den Film zu shen...
Auch Werbung/Marketing haben die total versaut, viele "Autonormalverbraucher" wussten nicht mal das es ein neuen Indy Film gibt (kann mindestens 20 Personen aus meinem Umfeld aufzählen)
Jedi Nizar
@Sawru In:
Warum ich glaube, dass Indy im Dezember besser gelaufen wäre hat zwei Kerngründe:
Erstens das Zielpublikum. Wer geht heute für Indy ins Kino? Das ist ein primär männliches Publikum, in jedem Fall ist es im Durchschnitt 40 Jahre alt. Meiner Meinung nach befindet sich davon ein Großteil in Juni, Juli und August im (wohlverdienten) Sommerurlaub und entsprechend weniger im Kino.
Zweitens wäre das bereits angesprochene Problem mit der Konkurrenz im Sommer. Die Kinoleinwände sind voll. Als ich am Wochenende im Kino war, um "Mission Impossible" zu schauen, war ich überrascht, wer sich gerade alles um die Kinoleinwände streitet. Das sind sooo viele Filme und es kommen ja noch mehr dazu. MI ist gerade groß, "Barbie" und "Oppenheimer" kommen beide am Donnerstag und dazu dann natürlich noch etliche kleinere Filme und die Kinos müssen echt schauen, wie sie ihre Leinwände vergeben. Indy Problem ist hierbei auch seine Länge. Wäre er etwas kürzer, könnte man ihn deutlich besser unterbringen, aber diese zweieinhalb Stunden sind schon schwierig.
Im Dezember gibt es (Stand jetzt) nur zwei größere Filme mit "Aquaman 2" und "Wonka", wobei ich beiden jetzt nicht unbedingt große Chancen ausmale. Der eine wird sich trotz erfolgreichem Vorgänger vermutlich in die Bombenreihe des toten DCEUs stellen, wenn vielleicht auch etwas weniger untergehen (no pun intended) als der Rest, aber trotzdem bei weitem nicht an seinen Vorgänger rankommen und "Wonka"... ja keine Ahnung. Weiß nicht unbedingt, wer da wirklich reingeht. Definitiv nicht das selbe Publikum wie bei einem "Indiana Jones". Im Januar 2024 ist auch nichts Großes geplant in den Kinos, da hätte Indy wirklich Zeit, sich über mehrere Wochen sein Publikum zu holen und auf den Leinwänden der Kinos zu verweilen. Manche fühlen sich vielleicht auch eher dazu verleitet, noch ein zweites Mal reinzugehen. Zumal sein 40jähriges, männliches Zielpublikum Zeit hätte und vielleicht sogar die Familie mit ins Kino zerren würde, was einfacher ist als im Sommer
(zuletzt geändert am 18.07.2023 um 16:54 Uhr)
Zur Verteidigung von Lucasfilm muß man allerdings sagen, daß das Budget durch das Virus künstlich aufgebläht wurde, so daß der Film wohl irgendetwas zwischen 300 und 400 Millionen gekostet hat, ähnlich wie beim letzten Bond. Das war aber so nicht geplant. Und dennoch muß man feststellen, daß bei Disney irgendetwas nicht stimmt: wenn Pixar-Filme ab 200 Millionen aufwärts kosten und nur 300 Millionen einspielen, Universal aber einen Super Mario Bros. Film für 100 Millionen Dollar produziert und mehr als eine Milliarde einnimmt, ist das Interesse an den Klempnern entweder sehr groß oder Disney ist einfach zu großzügig mit seinem Geld und setzt auf die falschen Inhalte. So oder so hat Iger wohl das Geld für Lucasfilm zusammengestrichen und überlegt angeblich sogar, Lucasfilm und Pixar zusammenzuschließen oder eine von beiden Firmen zu terminieren. Das würde zumindest einige horrende Managergehälter einsparen.
Earthcrawler
DomiWan Kenobi
Jedi Nizar
Man könnte meinen, dass sich Hollywood (insbesondere Disney) gerade selbst abschafft.
Auf der einen Seite haben wir gigantische Budgets wie bei Indy, aber eher schwaches Marketing. Dann wieder eher knappes Budget bei Publikumsmagneten wie Obi Wan (angeblich um die 90 Mio $) und am Ende eher magere Qualität. Dann wieder schwindelerregend hohes Budget für Andor (250 Mio $), aber vergleichsweise wenig Interesse vom Publikum. Dann noch die Film-Ankündigung vom "Publikumsliebling" Rey...irgendwas läuft ganz offensichtlich gewaltig schief.
Und nein, das soll kein erneutes Bashing von Serien/Charakteren sein, aber ein Blinder mit Krückstock kann erkennen, dass in der Führungsetage eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen wird...good luck, Disney!
Lord Driemo
@Jedi Nizar Geschmackssache klar. Aber ich bin schon verwundert, mit was sich einige Leute zufrieden geben. Der Film ist für mich persönlich nochmal ne Ecke schlechter als Teil 4 und hat so gar nichts mit Indy mehr zu tun.
Für mich ist er weder eine gute Ergänzung zur OT im selben Stil noch ist er ein moderner Film im heutigen Sinne. Er ist belanglos und langweilig und das Publikum sieht das im Grunde mehrheitlich wohl auch so.
DomiWan Kenobi
Also ich war 2x im Kino. Einmal auf Deutsch und einmal im Original-Ton.
Mir hat der Film sehr gut gefallen (OT ist wie immer zu empfehlen)
Ich möchte aber auch Indy 4 und hab die Aufregung nicht verstanden. Na Ja, wohl ein Weirdo.
"Belanglos" .... Sind eigentlich alle diese Filme, sie sollen nämlich nur Spaß machen.
Laut Google gefiel er 82% der User, auf IMDB liegt der Score etwas höher als Indy 4( wird sich über die Jahre vielleicht noch ändern)
Schwarzmalerei.
Als ich einen jungen Kollegen gestern sagte das ich Indy 5 gucken war meinte er "Mein Beileid". Den Film gesehen hatte er nicht, sondern schön auf den Internet-Hate Zug aufgesprungen.
RaidenCorban
"@RaidenCorban
Schwarzmalerei.
Als ich einen jungen Kollegen gestern sagte das ich Indy 5 gucken war meinte er "Mein Beileid". Den Film gesehen hatte er nicht, sondern schön auf den Internet-Hate Zug aufgesprungen."
Genau das meine ich ja der Film hat zu viel shitstorm geerntet von den Medien und den sogenannten Experten auf Social Media wie youtube, dass quasi sehr sehr viele sich vom Film abschrecken ließen.
Ich z. B. hatte mir vorgenommen, den Film zu gucken. Egal wie die Kritik war, hatte mich aber auf das schlimmste eingestellt, und ich bin sehr positiv aus dem Film herausgekommen, war sogar schon 3x drin.
Jedi Nizar
DomiWan Kenobi
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